VOM STÖCKELN ZUM SCHREITEN – BEI HIGH HEELS GIBT ES KEIN NATURTALENT – ÜBER EIN LAUFTRAINING IN DER VHS HAGEN

Sorge um das edle Parkett in der restaurierten Villa Post hatte Bianca Sonnenberg schon. Die Leiterin der Volkshochschule in Hagen-Wehringhausen war unnötig beunruhigt:  Dozentin Birgit Gahmann hatte für ihren exotischen Kursus „Richtiges Gehen auf High Heels“ selbst einen roten Sisal-Läufer für den Catwalk mitgebracht. Aber bevor auf dem Teppich gestöckelt wurde, war Gymnastik angesagt und Beckenbodentraining. Auch für Teilnehmerin Marijke Stoschek – die hatte sich eigens für den Kurs echte waffenscheinpflichtige „Pleaser“  aus den USA kommen lassen.

Die Dortmunderin Birgit Gahmann ist gelernte Erzieherin, leitete schon eine Kindertagesstätte, ist aber nun schon seit 25 Jahren professionelle Tanztrainerin. Ihre Spezialität ist unter Anderem Salsa: „Für den Paartanz bin ich oft zu klein, also kam ich auf High Heels“. Vor etwa 10 Jahren entdeckte Gahmann die handspannhohen Pfennigabsätze für sich: „Das war zeitgleich ungefähr mit Sex in the City im Fernsehen, da stöckelten die Mädels scheinbar mühelos viele Zentimeter hoch über dem Pflaster durch New York“.  Tanzprofi Birgit Gahmann lernte sehr schnell, dass auch das Laufen auf High Heels für die Frauen eine Frage der Haltung ist – „wie so oft im Leben“, lacht sie: „Jetzt arbeiten die Frauen bei mir auch verstärkt an ihrem Selbstwert.“

Frauen arbeiten an ihrem Selbstwert

Schulleiterin Sonnenberg und Fachbereichsleiterin Sigrun Politt haben das Samstags-Blockseminar vor allem unter dem Aspekt Gesundheit konzipiert: „Das ist auch richtig so,“ erklärt Birgit Gahmann: „Auf High Heels kann niemand von Geburt an richtig laufen, das muss Frau trainieren, zusammen mit der Beinmuskulatur, dem Beckenboden, dem Rücken“.

Jetzenia Chacon sieht allerdings schon so aus, als seien ihr High Heels von Geburt an vertraut, die hochgewachsene Kubanerin ist zusammen mit Birgit Gahmann Tanzlehrerin im Dortmunder Freizeit- und Kulturzentrum „balou“ Sie soll die acht Kursteilnehmerinnen mit motivieren, Hilfestellung geben und die wichtigsten Tricks vormachen.

Wer aufrecht schreitet, selbstbewusst und mit geradem Rücken, der bietet einen ästhetischen Anblick: „High Heels sollte man im Alltag nicht dauernd tragen. Da steckt Frau ihre Füße ganz bewusst zu besonderen Anlässen rein. In Maßen getragen müssen High Heels nicht schaden“, doziert Birgit Gahmann und bittet dann ihre Kursteilnehmerinnen zur Gymnastik. Dehnen und strecken, lockern und anspannen, Bauch, Beine, Po. Birgit Gahmann lehrt auch orientalischen Tanz, davon fließen eine Menge Elemente ins Aufwärmen. Die Fußgelenke müssen regelmäßig trainiert werden, Kniegelenke und eben die Beckenmuskulatur auch. High Heels sind also nur etwas für sportliche Frauen? „Mit dem richtigen Training sind die Füße und der sesamte Körper auf die Belastung durch das Laufen auf High Heels besser vorbereitet“, kontert Birgit Gahmann: „Für Untrainierte können High Heels eher zu Problemen führen“.

Als ob sie Flipflops trüge

Jetzenia Chacon leiht sich erstmal die „Pleaser“ von Marijke Stoschek aus. Die schwarz-weißen Treter heben die ohnehin große Frau um noch einmal mindestens 15 Zentimeter. Als ob sie Flip Flops trüge – leichtfüßig schreitet das Model aus Duisburg durch den Kursraum und überragt alle um mehr als eine Haupteslänge. „Hohe Absätze sind wieder im Kommen,“ hat die Hagenerin Stoschek gemerkt. Ihr gefällt an den Stöckeln, dass die Silhouette sich sehr streckt: „Da ist Musik drin, das wollte ich auch, wusste aber bislang nicht wie“. Ihre importierten Super-High Heels aus den USA waren nicht billig: „Aber das musste ich mir jetzt mal gönnen“.

Nach der ausgiebigen und schweißtreibenden Gymnastik hat Birgit Gahmann noch ein paar Tricks für den Alltag: „Immer wie auf einer Linie laufen und den Fuß sehr bewusst anheben und aufsetzen, das wirkt elegant. Man kann sollte auf High Heels nicht plump latschen, man muss schreiten!“ Das Bein wird gestreckt, bevor der Fuß den Boden berührt. Der Fuß wird abgerollt von der Ferse bis zur Spitze. Das Gewicht muss auf High Heels neu austariert werden und verlagert sich beim Gehen. Auf der Brust trägt die Frau stolz einen imaginären faustgroßen Diamanten stolz vor sich her. Wird der rechte Fuß aufgesetzt, geht die rechte Schulter etwas zurück.

Üben, üben, üben – „aber zuhause mit der richtigen Musik und mit Hüftschwung, dann sieht es schnell richtig glamourös aus“, lacht Birgit Gahmann.

Copyright Text und Fotos Martin Krehl

Wir vom Team High on Heels  – Birgit Gahmann bedanken uns bei  dem Redakteur Martin Krehl  für diesen gelungene Artikel.